Interview der REMEX mit BDE-Präsident Peter Kurth
28.08.2017REMEX: Was war der Hintergrund für den BDE, eine Ökobilanzstudie zum Thema des teerhaltigen Straßenaufbruchs in Auftrag zu geben?
Peter Kurth, BDE:
Die Verwertung teerhaltigen Straßenaufbruchs innerhalb der zu modernisierenden Straße ist für Bundes- und Landesstraßen aufgrund einer Entscheidung des Bundes beendet worden. Aktuell wird nun in einigen Bundesländern alternativlos die thermische Behandlung von aus Straßenrückbaumaßnahmen anfallendem teerhaltigem Straßenaufbruch in Entsorgungsausschreibungen vorgegeben. Der BDE sieht dies kritisch, da zurzeit nur eine thermische Behandlungsanlage in den Niederlanden zur Behandlung des Stoffstroms verfügbar ist. Wir wollten daher einerseits einen Vergleich der verschiedenen Behandlungsoptionen anstellen, aber auch eine Einschätzung zu verfügbaren Kapazitäten und notwendigen Transportentfernungen herausgearbeitet wissen. Neben der thermischen Behandlung sind auch die Verwertung auf der Deponie oder auch die Beseitigung auf der Deponie verfügbare Abfallentsorgungsoptionen. Das Material kann zum Beispiel als Deponiebaustoff für den Wegebau oder als Dichtmaterial eingesetzt werden, dies ist eine stoffliche Verwertung im Sinne der europarechtlich vorgegebenen fünfstufigen Abfallhierarchie. Mit Hilfe wissenschaftlich fundierter Fakten sollten alle Behandlungsmöglichkeiten neutral bewertet werden.
REMEX: Aus welchen Gründen haben Sie sich für das ifeu-Institut entschieden?
Peter Kurth, BDE:
Das ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH ist seit 1978 ein eigenständiges Forschungsinstitut, welches sich ausschließlich über projektgebundene Mittel finanziert. Etwa zwei Drittel der Forschungsprojekte werden von öffentlichen Körperschaften beauftragt, ein Drittel stammt aus der freien Wirtschaft. Somit ist das Institut parteipolitisch unabhängig und wirtschaftlich eigenständig. Zum Zweiten haben wir mit den Kollegen des Institutes ausgewiesene Experten in der Bewertung von Produkten, Stoffen und Prozessen mit Hilfe von Ökobilanzen und Risikoanalysen beauftragt.
Zusätzlich dazu war es dem BDE wichtig, das Projekt durch einen Fachbeirat zu begleiten, welcher durch Kollegen des Bundesumweltministeriums, des Umweltbundesamtes sowie Vertretern aus drei Länderbehörden zusammengesetzt war.
REMEX: Was ist in ganz kurzen Worten das wichtigste Ergebnis der Studie?
Peter Kurth, BDE:
Ausschreibende Stellen sollten eine Entsorgungsentscheidung in enger Abstimmung mit dem Anbieter der Entsorgungsdienstleistung vornehmen. Die Entsorgungsentscheidung für teerhaltigen Straßenaufbruch aus dem Straßenbau sollte dabei auch unter Berücksichtigung der Studienergebnisse erfolgen. Ausschlaggebend für die Entscheidung pro Deponie oder thermische Behandlung sind neben der Prüfung der Behandlungsart auch die verfügbaren Kapazitäten und Entfernungen zu den jeweiligen Anlagenstandorten. Mit der Studie wurde zum Beispiel sehr klar herausgearbeitet, dass die Verwertung auf der Deponie gegenüber der thermischen Behandlung besser abschneidet, wenn die Zusatztransportstrecke zur thermischen Behandlung per Schiff größer als 60 km ist.
REMEX: Vielen Dank für das Gespräch.