Haus Forst: ein Rückblick
Vielen in der Region ist die Kerpener Deponie unter der Bezeichnung Haus Forst seit Jahrzehnten ein Begriff: Die Altdeponie der Klasse II wurde seit den 70er Jahren betrieben und 2005 aufgrund des gesetzlichen Ablagerungsverbots für unbehandelte Abfälle stillgelegt. Die damals nicht genutzte Kubatur von mehr als 4 Mio. m³ bot 15 Jahre später ideale Voraussetzungen, einen DK-I-Neuteil als Deponie auf Deponie zu konzipieren. Mit dem im Jahr 2018 planfestgestellten Gesamtvolumen von ca. 7,3 Mio. t bzw. 4,4 Mio. m³ zählt die Deponie zu den wichtigsten Entsorgungsstandorten für mineralische Abfälle im Rheinland. Die offizielle Inbetriebnahme erfolgte im April 2020. Seitdem können pro Jahr bis zu 350.000 t nicht gefährliche Bau- und Abbruchabfälle der Klasse DK I abgelagert werden.
Deponiebau in zwei Baulosen
Beeindruckende Zahlen stehen im Raum, wenn Betriebsstättenleiter Klaus Willms von REMEX das Projekt vorstellt: Investitionskosten in Millionenhöhe, Einbau von rund 158.000 t mineralischen Baustoffen und Verlegung von mehr als 400 m Rohrleitungen. „Im Mittelpunkt des Bauprojekts stand die Herstellung des Abdichtungssystems. Überall dort, wo der DK-I-Neu- an den DK-II-Altteil stößt, befindet sich eine bifunktionale Zwischenabdichtung. Sie übernimmt sowohl die Funktion der Oberflächenabdichtung des ehemaligen Hausmüllkörpers als auch die Basisabdichtung der neuen DK-I-Deponie.“ Bei der Umsetzung war zwischen flach geneigten und steilen Böschungsbereichen (1:4 bis 1:2,5) zu unterscheiden. Um die entsprechenden Bauabläufe effizient und strukturiert steuern zu können, wurden die Arbeiten in zwei Baulose unterteilt.
Das Kerpener Konzept Deponie auf Deponie mit Zwischenabdichtung
Präzision und Leistung – Bauabschnitt 4c im Überblick
- ca. 38.000 m³ Ton zur Herstellung der geotechnischen Barriere
- ca. 39.000 m² Kunststoffdichtungsbahnen KDB (glatt und strukturiert)
- ca. 430 m verlegte Rohrleitungen DA 355 // DA 400
- ca. 23.000 m² MDDS und ca. 15.000 m² Schutzvlies
- ca. 82.000 t Deponieersatzbaustoffe
Lagenweise Sicherheit
Im ersten Schritt wurden die bestehenden Gaskollektoren stillgelegt und neue Gassammelleitungen in das bestehende Gasfassungssystem des Deponiealtteils eingebunden. Die Bereiche des ehemaligen Hausmüllkörpers wurden im Anschluss fachgerecht profiliert und mit einer gasgängigen Trag- und Ausgleichsschicht versehen.
Zum Schutz vor Austrocknung der sich anschließenden geotechnischen Barriere wurde eine Schutzlage in der Korngröße 0/8 mm aus Deponieersatzbaustoffen hergestellt. Erst darauf wurde die 1 m mächtige, aus Ton bestehende Barriere in vier Lagen verdichtet eingebaut, in Summe ca. 76.000 t. Auf der obersten Tonschicht wurde eine 2,5 mm PE-HD starke Kunststoffdichtungsbahn (KDB) verlegt.
„Ein zentraler Schwerpunkt des Projekts war der Einsatz mineralischer Deponieersatzbaustoffe. Dadurch konnten wertvolle Primärbaustoffe eingespart und die Ziele der Kreislaufwirtschaft konsequent unterstützt werden.“
Klaus Willms, Betriebsstättenleiter Deponie Kerpen
Die KDB ist an der Deponiebasis sowie in den flach geneigten Mineralische-Deponie-Dichtungs-Schutzbahn (MDDS) gegen mechanische Einwirkungen geschützt. In den steilen Bereichen übernimmt diese Schutzfunktion ein 1.200-g/m²-Vlies in Kombination mit einer 15 cm starken mineralischen Schutzlage. Die Entwässerungsschicht wurde in einer Stärke von 30 cm auf den Böschungen bzw. 50 cm m auf der Basis aufgebracht. Das gesamte Dichtungssystem wurde abschließend durch eine rund 30 cm mächtigen Frostschutzschicht versehen.
Nachhaltige Deponietechnik
Sickerwassersammlung
Bereits im Jahr 2019 wurde der Sickerwasserschrägschacht errichtet. Das beeindruckende Ingenieurbauwerk, das 17 m in die Tiefe geht, ist Teil eines umfangreichen Sickerwasserkonzepts, in dessen Rahmen Deponiewasser gesammelt und in zwölf Silos zwischengelagert wird. Für die Sammlung und Ableitung des Sickerwassers aus dem neuen Deponieabschnitt wurden an dessen Basis insgesamt vier perforierte PE-HD-Rohre verlegt und an das Sickerwasserableitungssystem des bestehenden Deponieabschnittes 4b angeschlossen.
Ersatzbaustoffe
Ein Schwerpunkt des Projekts lag auf dem konsequenten Einsatz mineralischer Deponieersatzbaustoffe, die überwiegend von der Kölner Recyclinganlage der REMEX GmbH produziert wurden. Rund 82.000 t recyceltes Material wurden nach den Vorgaben des Qualitätsmanagementplans in unterschiedlichen Korngrößen im Deponieabschnitt 4c eingebaut – unter anderem für den Aufbau von Trag- und Frostschutzschichten sowie für Schutz- und Entwässerungslagen.
Zukunftsperspektive DK II
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass in der Region großer Bedarf an weitergehenden Ablagerungsmöglichkeiten besteht. Aufgrund der wachsenden Nachfrage der Unternehmen für die Entsorgung von Abfällen der Deponieklasse II wurde im Oktober 2024 die Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens bei der zuständigen Bezirksregierung Köln beantragt. Damit soll die Kapazität der Deponie von derzeit ca. 4,4 Mio. m³ auf insgesamt ca. 6,8 Mio. m³ ansteigen. Zukünftig könnten dann insgesamt ca. 3,5 m³ DK-I-Volumen und ca. 3,3 m³ DK-II-Volumen bis ins Jahr 2056 für die Ablagerung genutzt werden.
Mit dem Bau des Teilbereichs DA 4c ist auf einer Fläche von ca. 4 ha ein weiterer Abschnitt entstanden, der den durchgängigen Betrieb der Deponie Kerpen sicherstellt. Der Ausbau unterstreicht die Rolle von REMEX als verlässlicher Partner für Bauwirtschaft, Gewerbe und Industrie.
